Die Urgroßeltern von Reinhold Rumm (1840-1937)
Johann Georg Christian Rumm und Christina Margarethe Charlotte Studemund mit ihren Kindern
Von links: Charlotte Studemund, Christian Rumm jr. (Prof.), Anna Rumm,
Friedrich Rumm (Großvater von Reinhold Rumm), Hermann Rumm (Arch.),
und Christian Rumm sr., der Weißgerber. (ca. 1886)
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Nun will ich auf meinen Ur-ur-ur-großvater Christian zu sprechen kommen. Zu ihm fühle ich mich sehr hingzogen, vielleicht da er meinen Urgroßvater Friedrich, und sogar meinen Großvater Reinhold Rumm noch kannte, und somit wie ein Bote aus einer längst vergangenen Zeit noch in meiner greifbaren nähe ist.
Christian wurde am 18. Januar 1840, als Sohn des Schäfereibesitzers, Johann Andreas Friedrich Rumm und Anna Barbara Köhn, in Dörzbach geboren und getauft. Er wuchs wahrscheinlich auch dort auf. Da er der jüngste Sohn war, wurde die Schäferei seines Vaters von seinem älteren Bruder Georg übernommen, während Christian als Weißgerber in Ingelfingen arbeitete, wo er dann auch wohnte. Vielleicht kam er zu dem Beruf da der Vater durch die Schäferei gute Beziehungen zu den Weißgerbern hatte, aber gewiss ist dies nicht. Die Weißgereberei war sicherlich kein angenehmer Beruf. Sie bestand darin, Kalbs-, Schaf-, und Ziegenleder, mit Mineralien wie Alaun, zu besonders feinem und dünnen Leder zu gerben. Das Leder wurde durch die Mineralien gebleicht, und bekam dadurch eine weißliche Färbung, und war daher weißgegerbt. Christian wurde somit der erste Handwerker in unserer Ahnenlinie nach vielen Generationen der Viehwirtschaft.
In Ingelfingen lernte er wohl auch Charlotte Studemund kennen. Ob diese Begegnung vielleicht etwas mit seinem Beruf zu tun hatte bleibt zu erraten. Immerhin war Charlotte’s Vater Johann Friedrich Studemund auch Weißgerber, und es könnte gut sein daß Johann ein Kollege von Christian, oder gar sein Meister war. Tatsache ist auf jeden Fall daß es zu dieser Begegnung kam, und sie am 29. Mai 1866 in Ingelfingen heirateten. Sie waren damals 26 und 19 Jahre alt. Charlotte wurde am 11. September 1846 in Niedernhall geboren. War die Familie Studemund vielleicht doch nicht aus Ingelfingen? Arbeitete nur ihr Vater dort, und sie wohnten in Niedernhall? Wenn ja, wie lernte Christian die Charlotte dann kennen? Vielleicht war Johann doch sein Meister? Es macht auf jeden Fall Spaß darüber nachzudenken. Vielleicht werde ich es ja eines Tages noch herausfinden.
Prof. Christian Rumm |
Weniger schön war der Tod der ersten Tochter Luise Charlotte, die am 20. Oktober 1868 zur Welt kam, und schon zwei Monate später verstarb.
Knapp eineinhalb Jahre danach kam dann mein Ur-ur-Großvater Johann Ludwig Friedrich Rumm zur Welt. Friedrich wurde am 17. März 1870, wie Christian und Luise, auch in Ingelfingen geboren. Er war somit genau 3 Jahre jünger als sein Bruder Christian.
Karl Johann Rumm, der dritte Sohn, kam am 8. Dezember 1872 auf die Welt, und war der letzte der in Ingelfingen geborenen Kinder von Christian und Charlotte.
Im Juli 1874 zog die Familie dann nach Künzelsau um, wo auch heute noch viele Nachkommen zu finden sind. Und so war es auch in Künzelsau wo am 12. Januar 1880, sechs Jahre nach dem Umzug, die Zwillinge Luise und Anna auf die Welt kamen. Und da frage ich mich, ist es wohl ein Fluch der auf dem Namen Luise liegt, und selbst in der nächsten Generation noch sein Unglück verbreiten wird? Wo die kleine doch wahrscheinlich wie es Brauch und Aberglaube war, absichtlich Luise genannt wurde, um an die verstorbene Schwester zu erinnern, damit keine weiteren Kinder von der verstorbenen in den Tod geholt werden würden. Die traurige Tatsache ist aber das auch die kleine Luise schon wenige Tage nach ihrer Geburt, am 16. Januar 1880 für immer ihre Äuglein schloß.
Anna Rumm |
Nun aber wieder zurück in die Vergangenheit, in der nun das Schicksal die Familie nochmals auf eine sehr traurige Weise heimsuchte. Es ist anzunehmen daß drei Jahre nach der Geburt von Anna und Luise, der zu der Zeit zehnjährige Karl Johann schwer erkrankte. Es ist nicht’s über diesen Vorfall überliefert, und auch noch nicht erforscht. Leider aber starb Karl Johann am 9. Februar 1883 zur tiefen Trauer der Familie. Doch das Leben nahm zwischen Freuden und Verlusten seinen Lauf.
Architekt Hermann Rumm |
Der alte Christian lebte zu diesem Zeitpunkt bei ihnen im Haushalt. Ebenso seine anderen zwei Lebzeitens ledigen Kinder Anna, und Professor Christian, der wenige Jahre später in den Ruhestand trat und dann mit seiner Schwester Anna in der Burggasse 13 lebte.
Christian Rumm sr. |
Eine sehr lebendige Natur scheint Christian aber wohl gehabt zu haben. Als nämlich Hermann anfangs der 30er Jahre sein Eigenheim in der Hindenburgstraße erbaute, in das der alte Christian mit einziehen sollte, kletterte der bereits über 90-jährige auf’s Gerüst, und verkündete den Arbeitern daß dieses nach Osten gerichtete Zimmer das seine werden soll. 1934 zog er dann mit in das Haus ein. Von dort aus erlebte er noch die Geburt seines Urenkels Reinhold Rumm im Jahre 1935. Aus eben dieser Zeit stammt wahrscheinlich auch die Photographie des Jünglingvereins im Glockengarten auf dem Christian in der vordersten Reihe ganz links neben seinem besten Freund, dem Flaschnermeister Georg Haas zu sehen ist.
Christian starb 1937 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches, den er sich zuzog, weil er im Flur nie das Licht anmachte, und beim herruntertragen einer Kaffeetasse in die Küche stützte. Er hatte wohl seinen eigenen Kopf, und ließ sich anscheinend auch von waghalsigen und lustigen unterfangen im hohen Alter, nicht abbringen. Das alles klingt mir sehr Rumm-verdächtig, und ich muß eigentlich immer schmunzeln wenn ich an meinen Ur-ur-ur-großvater denke. Wenn ich ihn auch um rund 50 Jahre verpasst habe, liebgewonnen habe ich ihn allemal.
Albert Roos und Emma Staiger
Albert übernahm im Jahre 1859 das von seinem Bruder gegründete Malergeschäft als dieser wieder zurück nach Stuttgart zog. Das Geschäft war damals schon in der Schloßstraße 4 zu finden. Auch von Albert wurden schöne Malereien geschaffen. Bekannt waren noch lange die Decken- und Wandmalereien im Rappen- und im Glockensaal, welche er in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Georg Breyer ausgeführt hatte. Neben dem Malerbetrieb führte seine Ehefrau Emma noch einen kleinen Farbhandel.
Am 22. Dezember 1872 wurde ihre Tochter Anna Roos geboren. Ob sie noch weitere Geschwister hatte ist mir leider noch verborgen. Tatsache ist auf jedenfall daß Anna am 5. April 1904 J. L. Friedrich Rumm heiratete, der daraufhin im gleichen Jahr noch den Handwerksbetrieb von seinem Schwiegervater Albert übernahm.
Der Farbhandel wurde von Annas Mutter Emma Roos noch bis zu ihrem Tod am 30. November 1926 weitergeführt.
Das Zimmermalergeschäft Albert Roos im Jahre 1897. Am Hauseingang Albert Roos, am Fenster links Marie Mehrer geb. Roos und rechts Emma Roos geb. Staiger.
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Carl Friedrich Setzer und Rosine Pauline Ströbel
Von
links: Frieda Setzer (Tante Frieda aus Heilbronn), der Vater Gottfried Setzer
(Postunterbeamter in Heilbronn), Anna Gebhardt geb. Setzer (Mutter von Tante
Ruth aus Amerika), Otto Setzer, Marie Magdalene Setzer (die Mutter von Marie
Rumm geb. Setzer), die Mutter Christine Magdalene Setzer geb. Weis, und Hermann
Setzer (Mann von Tante Tiny aus Amerika). (ca. Anfang 20. Jahrhundert)
3918 Utah Place , St. Louis ,
Mo.
Carl Friedrich Setzer und Rosine Pauline Ströbel
Carl Setzer wurde am 26. August 1863 in
Niedernhall geboren. Über seine Eltern und seine Kindheit ist noch nichts
weiter bekannt. Später dann zog Carl nach Künzelsau wo er ein Schuhgeschäft und
die bekannte Schuhfabrik Setzer eröffnen würde.
In Künzelsau lernte er Rosine Pauline Ströbel
kennen die zu dieser Zeit schon zwei Kinder hatte. Rosine wurde am 23. Juni
1862 in Künzelsau geboren. Ihr Elternhaus war das Haus in der Schloßstraße vis
a vis des Wilden Mann. Es sollten noch bis heute immer wieder nachfahren und
Verwandte der Familie in diesem Haus leben. So auch meine Großeltern Reinhold
und Christa und bis heute noch Wera und Walter Schierle.
Nun aber wieder zurück in die Vergangenheit.
Rosine hatte also zwei unehelichen Kinder. Es waren die Zwillinge Friedrich
Georg (der Vater von Omi Marie Rumm geb. Setzer und Onkel Fritz) und seine
Schwester Pauline Fritsch geb. Setzer. Rosine’s Vater war gegen die Heirat mit
ihrem leiblichen Vater. Als dann Carl sie kennenlernte und sie heiraten
wollten, beschloß dieser die Zwillinge zu adoptieren. Carl und Rosine
heirateten am 13. März 1886 in Künzelsau.
Noch im gleichen Monat, dem März 1886 gründete
Carl und Rosine hatten noch zwei weitere Kinder.
Heinrich und Karl. Zu welcher Zeit sie geboren wurden ist mir noch unbekannt.
Gottfried Setzer und Christine Magdalene Weiss
Gottfried und
Christine Magdalene’s Familie ist der aus Heilbronn stammende Zweig der Familie
Setzer. Gottfried war Postunterbeamter in Heilbronn und trug bei besonderen
Anlässen auch meistens seine Post-Uniform wie auf dem Bild oben zu sehen ist.
Die Kinder von
Gottfried und Christine waren wie aus dem Bild entnommen zu fünft. Die älteste
Tochter Marie Magdalene, (die Mutter von unserer „Omi“ Marie Rumm) die im Jahr
1886 auf die Welt kam, wurde von Mutter Christine mit in die Ehe gebracht. Sie
wurde 1892 von Gottfried adoptiert, und bekam daraufhin den Namen Setzer. Wie
aus dem Arrogationsvertrag zu entnehmen ist wurde Marie Magdalene allerdings in
Niedernhall geboren und nicht in Heilbronn. Von wo nun Gottfried und Christine
ursprünglich sind bleibt noch zu erforschen. Irgendwann werde ich bestimmt noch
dahinter kommen.
Nach Marie
Magdalene hatten Gottfried und Christine ihre erste gemeinsame Tochter, Anna,
die um etwa 1892 geboren wurde. Daraufhin Frieda die Margret Biehal noch als Tante
Frieda aus Heilbronn bekannt ist. Und zuletzt die zwei Buben Hermann (ca.1898)
und Otto.
Als Marie
Magdalene 26 Jahre alt war, heiratete sie Friedrich Georg Setzer im Jahre 1912,
und bekam 6 Monate später ihren ersten Sohn. Er hieß Karl Friedrich und war bei
der Familie Rumm als „Onkel Fritz“bekannt. Ein Jahr später wurde unsere „Omi“
Marie Pauline Rumm geb. Setzer geboren.
Die jüngere, noch
ledige Anna Setzer wanderte 1914 im alter von 22 Jahren nach Amerika aus. Ihr
Dampfer, die „Seydlitz“, lief aus Bremen
aus, und kam am 4. April 1914 in Ellis Island, New York an. Als
vorraussichtliche Adresse war „friend:
Frida Gebhard, St Louis“ angegeben, mit der sie auch reißte. Anna heiratete
später Paul Gebhard, der wohl ein Verwandter von Frieda war. Anna und Paul
Gebhard hatten eine Tochter, die der Familie Rumm noch bis heute als „Tante Ruth aus Amerika“ bekannt ist. Ich
hatte vor wenigen Wochen, im Jahre 2012 noch Kontakt mit Tante Ruth. Sie ist
inzwischen über 90 Jahre alt, hat jeden Mittwoch Zugang zu einem Computer und
schreibt mir und Margret Bihal ab und zu eine e-mail. Ich hatte ihr noch einen
Artikel über die Familie zugesand, worüber sie sich sehr gefreut hat. Ich bin
mal gespannt ob ich in Zukunft vielleicht noch mit ihren Kindern und Enkel in
Verbindung kommen kann. Von einem Forscherkollegen habe ich vor kurzem noch
einige Dokumente über die Einreise in Amerika der Setzers erhalten, in denen
folgendes zu entnehmen ist:
Name: Anna
Letzter Wohnort: Heilbronn
Ankunftsdatum: 4.
April 1914
Alter bei der Ankunft: 22 Jahre
Ehestatus: ledig
Shiff: Seydlitz
Abfahrtshafen: Bremen
Manifest: 0001
Wird wohnen bei: freundin: Frida Gebhard, St. Louis
Acht Jahre nachdem Anna Gebhard geb. Setzer auswanderte,
zwei Jahre nach dem Ende des ersten Weltkrieges, folgte ihr kleiner Bruder
Hermann Setzer ihr in Richtung Amerika. Er fuhr von Hamburg aus auf der „SS Mongolia“, und kam 6. Dezember 1922
im alter von 24 Jahren auf Ellis Island, New York an. Er heiratete später „Tante Tiny aus Amerika“.
Name:..................... Hermann
Alter bei Ankunft:.... 24
Ehestatus:................ ledig
Letzter Wohnort:..... Heilbronn
Abfahrtshafen:......... Hamburg
Ankunftshafen:........ New
York
Schiff:......................
SS Mongolia
Wird wohnen bei: Schwester:
A. Gebhard
Ausserdem ist
in den Einwanderungspapieren angegeben:
Physischer und Mentaler
Gesundheitszustand:........... Gut
Körpergrösse:..................... 5’5“
Haarfarbe:.......................... Braun
Augenfarbe:........................ Grau
Was aus den Eltern Gottfried und Christine wurde weiß man
noch nicht. Auch von den anderen Kindern, bzw. von den Nachkommen von Tante
Ruth, Onkel Hermann, Tante Frieda und Otto ist mir noch nicht’s weiter bekannt.
Ich habe noch eine Telefonnummer von einer Person in Heilbronn die wohl
irgendwie mit den Heilbronner Setzer verwandt ist, bin aber noch nicht zu
weiteren Nachforschungen gekommen.
Hier nun noch einige Daten zu den zwei Schiffen auf denen
Anna und später Hermann nach Amerika fuhren.
„Die Seydlitz“
Die Seydlitz fuhr ab dem
5. August 1903 im Reichspost-dampferdienst
zwischen Europa und Ostasien (insgesamt sechs Rundreisen) und ab Februar 1905 auch 18
Rundreisen nach Australien. Dazu kamen sieben Rund-reisen zwischen Europa und New York zwischen März 1906 und April 1914, eine Reise
nach Philadelphia im Oktober 1913 sowie im März 1913 die einzige Süd-amerikafahrt
eines Reichspost-dampfers. Am
3. Juni 1914 war die Seydlitz planmäßig nach Australien ausgelaufen.
Zu Beginn des Ersten
Weltkrieges befand
sich das Schiff in Sydney. Es konnte aber den Hafen am 3. August 1914, dem Tag an dem
Frankreich den Krieg erklärte noch verlassen und floh unter Kapitän Leuß
nach Valparaiso.
„Die SS Mongolia“
Am 7.
Mai 1904 lief die Mongolia zu ihrer Jungfernfahrt aus. Sie fuhr
auf der Transpazifikroute von San Francisco über Hawaii nach Hongkong. Das Schiff fuhr am 9. November 1915 von
San Francisco über das Kap
Hoorn nach New York, von wo aus es am 5. Januar 1916 unter dem Kommando
von Kapitän Emery Rice zu seiner ersten Fahrt nach London ablegte. Am 18. März 1917 lief die Mongolia zu ihrer neunten und letzten Überfahrt
auf dieser Route aus.
Nach Kriegsende wurde die Mongolia an die American Line verchartert,
und legte im Januar 1920 zu ihrer ersten Fahrt von New York nach Hamburg ab. Am 31. Dezember 1924 begann ihre letzte
Überfahrt auf dieser Strecke. Anschließend
wurde die Mongolia an die Dollar Line verkauft, umgebaut und mit
Passagierunterkünften für 300 Erste-Klasse-Passagiere versehen. Unter dem Namen President Fillmorebefuhr sie
die folgenden zwei Jahre den „Round the World“-Service der Dollar Line von New
York über Panama nach Kalifornien,
Japan, China, durch das Mittelmeer und zurück nach New York. Im November
1931 wurde sie in New York aufgelegt. Während dieser Zeit kam sie 1938 in den
Besitz der American President
Lines, die die Bestände der bankrotten Dollar Line übernahm. 1940 wurde sie an
die Compania Transatlantica Centroamericana verkauft, in Panama registriert und
bekam den neuen Namen Panamanian.
Im Januar 1945 wurde die Panamanian, während sie im
Hafen von Fremantle in Australien beladen wurde, bei einem
Brand schwer beschädigt. Das Feuer brach an der Anlegestelle aus und griff über
eine Ölpfütze auf dem Kai auf die Decksaufbauten des Schiffs über. Innerhalb
kürzester Zeit standen die Kommandobrücke,
das Salondeck und das Promenadendeck in Flammen. Nachdem das Feuer unter
Kontrolle gebracht werden konnte, fachte starker Wind die Flammen erneut an.
Die Panamanian wurde zwar notdürftig repariert, aber
schließlich zum Abbruch nach Shanghai verkauft.
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